Mehr ROI durch verantwortungsvolle Beschaffung: Lernen Sie von den Experten von Forrester

Verantwortungsvolle Beschaffung

Verantwortungsvolle Beschaffung bedeutet, Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (Environmental, Social and Governance – ESG) in jede Kaufentscheidung einzubeziehen. Lieferanten werden dabei nicht nur nach Kosten und Qualität bewertet, sondern auch nach Kriterien wie Nachhaltigkeit, ethisches Handeln und soziales Engagement.

Dieser Ansatz basiert auf drei zentralen Säulen:

• Ökologische Nachhaltigkeit: Senkung von CO₂-Emissionen, Vermeidung von Abfällen und verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen.

• Soziale Verantwortung: Sicherstellung fairer Arbeitsbedingungen, Förderung der Gemeinschaftsentwicklung und Stärkung von Vielfalt.

• Wirtschaftliche Rentabilität: Kosteneffiziente und wettbewerbsfähige nachhaltige Maßnahmen umsetzen.

Indem Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette betrachten – von der Rohstoffbeschaffung bis zur Entsorgung am Ende des Produktlebenszyklus – können sie Risiken frühzeitig erkennen, Prozesse effizienter gestalten und die Leistung ihrer Lieferanten gezielt verbessern.

Forrester identifiziert fünf wesentliche Trends, die den Wandel hin zu einer verantwortungsvollen Beschaffung fördern

• ESG-Ziele haben Priorität: Über 90 % der Unternehmen haben ESG-Ziele festgelegt, wobei 63 % diese als oberste Priorität betrachten. Dieser Wandel hat dazu geführt, dass sich die Unternehmen von transaktionalen Lieferantenbeziehungen zu kooperativen Partnerschaften hinbewegt haben, die sicherstellen, dass gemeinsame Nachhaltigkeitsziele erreicht werden.
• Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der Lieferkette: Die jüngsten globalen Ereignisse haben deutlich gemacht, wie wichtig widerstandsfähige Lieferketten sind. Eine verantwortungsvolle Beschaffung sorgt für eine Diversifizierung der Lieferanten, fördert ethische Partnerschaften und erhöht die Transparenz, was zu robusten Netzwerken führt, die Herausforderungen besser bewältigen können.
• Innovation durch Zusammenarbeit: Die Beschaffung entwickelt sich von einer Kostenstelle zu einem Innovationsmotor. Die Unternehmen arbeiten eng mit ihren Zulieferern zusammen, um neue Produkte einzuführen, die Produktentwicklung zu beschleunigen und sich schneller an die Marktanforderungen anzupassen.
• Dezentralisierung der Beschaffungsentscheidungen: Bei einem modernen Beschaffungswesen werden Teams in verschiedenen Organisationen einbezogen, anstatt Entscheidungen zentral zu treffen. Durch die Festlegung klarer Richtlinien und den Einsatz von Technologien ermöglichen Unternehmen eine flexiblere und effizientere Entscheidungsfindung innerhalb festgelegter Grenzen.
• KI für mehr Effizienz in der Beschaffung: Künstliche Intelligenz revolutioniert das Beschaffungswesen, indem sie sich wiederholende Aufgaben automatisiert, Risikobewertungen von Lieferanten vornimmt und Erkenntnisse in Echtzeit liefert. KI-Tools optimieren die Einhaltung von Vorschriften, überwachen die Leistung von Lieferanten und zeigen Nachhaltigkeitschancen auf.

Die Erkenntnisse von Forrester: eine grüne Marktrevolution

Die Analysten von Forrester vergleichen die aktuelle Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit mit der industriellen Revolution – nur diesmal grün. Für die nächsten 25 Jahre prognostizieren sie Investitionen in Höhe von rund 300 Billionen Euro. Um Unternehmen bei diesem Wandel zu unterstützen, haben sie ein fünfstufiges Reifegradmodell für Nachhaltigkeit entwickelt:

1. Compliance: Der erste Schritt für die meisten Unternehmen ist die Erfüllung gesetzlicher Vorschriften und Branchenstandards. Das ist zwar notwendig, reicht jedoch allein nicht aus, um das volle Potenzial einer verantwortungsvollen Beschaffung auszuschöpfen.
2. Verpflichtung und Zeitplanung: In dieser Phase setzen Unternehmen wissenschaftlich fundierte Ziele, übernehmen eine Vorreiterrolle im Bereich Nachhaltigkeit und entwickeln umfassende Umsetzungspläne. Dazu werden formale Strukturen und Prozesse geschaffen, die die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele unterstützen.
3. Operative Exzellenz: Nachhaltigkeit wird fest in die täglichen Abläufe integriert. Das führt zu messbaren Verbesserungen bei Ressourceneffizienz, Abfallreduktion und der Leistung von Lieferanten.
4. Bahnbrechende Innovation: Nachhaltigkeit dient nun als Innovationsmotor. Unternehmen entwickeln neue Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen, die ihnen Wettbewerbsvorteile verschaffen.
5. Zukunftssicherheit: Auf der höchsten Stufe ist Nachhaltigkeit tief in der Unternehmenskultur verankert. Verantwortungsvolle Praktiken laufen weitgehend selbstständig und benötigen nur minimale Aufsicht oder Steuerung.

Materielle Vorteile der verantwortungsvollen Beschaffung

• Sie zieht umwelt- und nachhaltigkeitsbewusste Kunden an, erschließt neue Märkte und ermöglicht Premiumpreise.

• Sie optimiert den Ressourceneinsatz, reduziert Abfall und senkt Kosten durch energieeffiziente Prozesse. Gleichzeitig werden Ausgaben durch ein gezieltes Lieferantenmanagement und Energieeinsparungen verringert.

• Sie minimiert Risiken, indem gesetzliche Vorgaben eingehalten und die Lieferantenbasis diversifiziert wird.

Immaterielle Vorteile der verantwortungsvollen Beschaffung

• Sie treibt Innovationen voran und verschafft Wettbewerbsvorteile durch nachhaltige Lösungen und neue Geschäftsmodelle.

• Sie zieht qualifizierte Fachkräfte an, stärkt die Mitarbeiterbindung und steigert Produktivität durch gelebte ethische Werte.

• Sie steigert den Markenwert, verbessert das Image und fördert Kundenloyalität sowie eine führende Marktposition.

• Sie unterstützt Verhaltensänderungen, verankert eine Kultur der Nachhaltigkeit und trägt zur Etablierung einer Kreislaufwirtschaft bei.

Implementierungsstrategien des King’s College Hospital NHS Foundation Trust

Der NHS verfolgt ein soziales Wertmodell mit fünf zentralen Prioritäten, die regelmäßig überprüft werden, um eine einheitliche, aber dennoch flexible Umsetzung in allen Trusts sicherzustellen.
Zu den Strategien des King’s College Hospital NHS Foundation Trust gehören unter anderem:

• Energie- und CO₂-Reduzierung: Maßnahmen wie die Beschaffung erneuerbarer Energien, die Installation von LED-Beleuchtung und die Entfernung von Stickoxidverteilern haben die Emissionen deutlich gesenkt – allein die Stickoxidreduktion brachte mindestens fünf Prozent Einsparung.

• Innovationen bei medizinischer Ausrüstung: Emissionsarme Inhalatoren und Geräte-Recyclingprogramme – wie das South East London Inhaler Recycling Program – verbinden medizinische Anforderungen mit ökologischer Verantwortung.

• Nachhaltigkeitsorientierte Ausschreibungen: Eine 10-prozentige Gewichtung von sozialem Wert und Netto-Null-Zielen stellt sicher, dass Nachhaltigkeit bei jeder Beschaffungsentscheidung eine tragende Rolle spielt.

• Lieferantenförderprogramme: Einige Partner unterstützen junge Menschen, die sich weder in Beschäftigung noch in Ausbildung befinden, mit Trainings zur Vermittlung technischer Fähigkeiten und sozialer Werte – und sichern damit künftige Fachkräfte.

Technologiegestützte Lösungen zur Wirkungsmessung

Elektronische Ausschreibungs- und Vertragsmanagementsysteme ermöglichen es, Lieferantenverpflichtungen von der Ausschreibung bis zur Lieferung zu verfolgen und fördern so eine Kultur der Verantwortlichkeit.
Zusätzlich erlauben CO₂-Reduktionspläne den Lieferanten, Emissionsdaten zu melden – ein wichtiger Schritt für mehr Transparenz und fundierte, nachhaltige Entscheidungen.

Ergebnisse und gewonnene Erkenntnisse

Der Trust zeigt, dass verantwortungsvolle Beschaffung selbst in einem stark regulierten Umfeld spürbare Vorteile bringt. Nachhaltige Maßnahmen senken Infektionsraten, verbessern Behandlungsergebnisse und reduzieren Kosten. Konsolidierte Lieferungen verringern Emissionen und straffen Abläufe, wodurch zusätzliche Kapazitäten für strategische Aufgaben entstehen.

Umsetzbare Implementierungsstrategien

• Starke Lieferantenbeziehungen aufbauen: Partnerschaften auf der Basis gemeinsamer Ziele sind entscheidend. Die 80-20-Regel hilft, das richtige Gleichgewicht zwischen Automatisierung und strategischer Zusammenarbeit zu finden.
• Technologische Infrastruktur schaffen: Moderne Supplier-Value-Management-Tools (SVM) wie Analyse-Tools, Beschaffungsplattformen, Vertragsmanagementsysteme, Guided-Buying-Lösungen und automatisierte Rechnungsverarbeitung optimieren Abläufe, schaffen Transparenz und ermöglichen fundierte Nachhaltigkeitsentscheidungen.
  
• Unternehmen auf verantwortungsvolle Beschaffung ausrichten: Klare Governance-Strukturen – etwa Koordinierungsgruppen für Nachhaltigkeit und Green-Champions-Netzwerke – fördern die Zusammenarbeit zwischen internen Teams und externen Partnern.